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Freiburger Bächleboot " papa-aqua-mobil® "-edition

 am 06.09.2011

Kommentar der Woche: Unterscheidungen

Die Lautstärke der Kritik am Papstbesuch nimmt zu. Die katholische Kirche geht alles in allem gelassen damit um. In einer freien Gesellschaft sind Demonstrationen und öffentlich geäußerte Kritik immerhin ein Grundrecht.
In der Debatte wird jedoch vieles in einen Topf geworfen - dabei gilt es hier zu unterscheiden. Nicht jeder, der die Unkosten kritisch thematisiert, ist deswegen schon ein Gegner des Papstbesuches. Natürlich gibt es beispielsweise die legitime Frage, ob nicht mancherorts der Perfektionismus zu weit getrieben wird.

Auch das Freiburger "Bächleboot" ist in einer speziellen Version für den Papstbesuch erhältlich. Derzeit nimmt aber auch die Lautstärke der Kritik an der Visite zu. Foto: KNA-Bild

Manche tun so, als sei man automatisch Gegner des Papstbesuches, wenn man etwa für die Frauenordination oder eine veränderte Haltung der katholischen Kirche zur Homosexualität eintrete. Nichts wäre falscher. Fragen dieser Art werden innerkirchlich seit Langem diskutiert. Vor wenigen Wochen ist ein Buch erschienen, in dem große Teile der deutschsprachigen Moraltheologie sich für ein Durchdenken der ganzen Sexualmoral stark machen. Es liegt auf der Hand, dass Reformen dieser Art nicht ohne den Papst, sondern nur zusammen mit ihm realisierbar wären.

Ähnlich verhält es sich mit den "Viri probati": Einer der höchstrangigen Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland und damit Gastgeber von Papst Benedikt XVI., Bundestagspräsident Norbert Lammert, hat sich vor wenigen Monaten zusammen mit anderen Unionskolleginnen und -kollegen öffentlich dafür ausgesprochen, dass die Kirche in Familie und Beruf bewährte Männer zu Priestern weiht.

Auch wer sich Gedanken darüber macht, wie man einen solchen Besuch des Bischofs von Rom auch anders hätte gestalten können, muss deswegen noch kein frontaler Gegner des Papstbesuches sein. Schon unter Papst Johannes Paul II. hat es Versuche gegeben, den Papst nicht nur als Sprechenden, sondern auch als Zuhörenden zu erleben.

Hinter mancher fundamentalen Papstkritik dagegen verbergen sich grundlegend andere Auffassungen von der Stellung der Religion in der Gesellschaft, über das Miteinander von Staat und Kirche. Oder dass man dem Papst seinen Status als V?lkerrechtssubjekt bestreitet. Damit geht diese Kritik aber weit über den unmittelbaren Anlass des Papstbesuches hinaus.

Klaus Nientiedt