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Aktuelles / Medien

13. April 2013

Kongress in Freiburg "Wege in eine inklusive Kommune".

Kongress 13.04.2013 "Wege in eine inklusive Gesellschaft"

Forum VI
"Inklusion als Herausforderung einer kommunalen Arbeitspolitik"

Moderation:
Ulrich von Kirchbach

Teilnehmerzahl: 40 - 45 Personen

Nach der Begrüßung des Bürgermeisters und Moderators dieses Forums, Ulrich von Kirchbach, begann Boris Gourdial, Geschäftsführer der Bundesagentur für Arbeit Freiburg, den Impulsvortrag "Wege in eine inklusive Kommune: Erfolgreich im Beruf - mit Handicap".
Boris Gourdial stellt die Gesamtzahl sowie die Anzahl der beschäftigten Menschen mit einer schweren Einschränkung der Stadt Freiburg vor. Demnach leben in dieser insgesamt 17 820 Personen mit schwerer Behinderung, von denen schätzungsweise 3 500 einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz innehaben bzw. alsgleichgestellt gelten, was einer Beschäftigungsquote von über 40% entspricht, wenn man die Menschen im nicht erwerbsfähigen Alter in der Betrachtung bedenkt. Neben diesen besetzten Arbeitsplätzen existieren 591 Pflichtarbeitsplätze, für welche Ausgleichsabgaben der jeweiligen Betriebe gezahlt werden.
Es wird der nationale Aktionsplan der Bundesagentur für Arbeit vorgestellt, in welchem an der Umsetzung von mehr als 30 Maßnahmen gearbeitet wird, von denen Boris Gourdial fünf Punkte genauer ausführt. Er betont die inklusiven Strukturen innerhalb von Aus- und Weiterbildungen, die Verbesserung der Beschäftigungssituationen von Menschen mit schweren Einschränkungen, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt, den barrierefreien Zugang zu jeglichen Dienstleistungen der Bundesagentur für Arbeit sowie die Vorbildfunktion der Bundesagentur als Arbeitgeber.
Dabei werden die Aufgaben und Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben der Bundesagentur, wie z.B. verschiedenste Beratungen und Förderungen bzgl. Aus- und Weiterbildungen als allgemeine Leistung, Kostenübernahmen für u.a. rehaspezifische Maßnahmen als besondere Leistungen und Zuschüsse und Arbeitshilfen als besondere Leistungen an die Arbeitgeber aufgezeigt.
Um die Herausforderungen in den Bereichen "Tätigkeitsstrukturen", "Qualifikationsstrukturen","Demographischer Wandel", "Arbeitsmarkt" und "Bildung" bewältigen zu können, müssen Informationsdefizite auf der Seite der Arbeitgeber sowie der Arbeitnehmer verringert werden, Vernetzung der zuständigen Institutionen und die Einbindung der Wirtschaft möglich gemacht werden, so Gourdial. Außerdem wird das jährliches Budget für Rehabilitanden und Menschen mit schwerer Einschränkung von 11,9 Mio auf 14 Mio Euro erhöht.

Prof. Helmut Schwalb berichtet im Anschluss von dem Werdegang des nach SGB IX definierten integrativen Betriebes "Hofgut Himmelreich" in der Region Freiburg. Das Hofgut ist ein sozialpolitischer, hybrider gastronomischer Betrieb, in dem Menschen sowohl ohne als auch mit Einschränkungen beschäftigt sind. Die Anzahl der Beschäftigten mit Einschränkungen liegt bei mindestens 25%, geht jedoch nicht über 50% hinaus. Momentan liegt die Anzahl der Beschäftigten bei 12 Menschen mit und 15 Menschen ohne Einschränkung, die unter denselben Geschäftsbedingungen sozialversicherungspflichtig und unbefristet angestellt sind. Die Beschäftigten mit einer Einschränkung sind in allen Bereichen des Betriebes, von Service über Beschäftigungen in der Küche bis hin zu hausmeisterlichen Bereichen tätig.
Die Auszubildenden, welche meist FörderschulabsolventInnen sind, bekommen zu Beginn ihrer Beschäftigung eine persönliche Assistenz zur Einarbeitung in die innerbetrieblichen Abläufe und können im weiteren Verlauf verschiedene Modulprüfungen im Bereich der Gastronomie absolvieren, welche von der Industrie- und Handelskammer abgenommen und zertifiziert werden.
Seit 2006 existiert die eigens entwickelte "Integrative Akademie Himmelreich", welche Modelle für die integrative Berufsbildung von Menschen mit Einschränkungen, Beratung und Schulungen für Führungskräfte aus weiteren integrativ arbeitenden gastronomischen Betrieben und Tagungen zur Entwicklung und Verbreitung der inklusiven Beschäftigung von Menschen mit Einschränkungen bieten.

Norbert Klein-Alstedde stellt den Integrationsbetrieb "R'elan gGmbH" einen Betrieb, in dem Menschen mit und ohne eine Behinderung einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt nachkommen können, vor.
Das Konzept des seit 20 Jahren existierenden Betriebes beinhaltete zu Beginn das Fertigen von nützlichen Holzgegenständen und/oder -spielzeug, die unter anderem in der Freiburger Innenstadt verkauft wurden und zur Zeit werden.
Aktuell besteht die "R'elan gGmbH" aus einer Schreinerei und einem Zerspanungsbetrieb (Metall), welche u.a. Einrichtungen für Kindertagesstätten, Arztpraxen sowie Fernsehproduktionen und den "Europa-Park" herstellen.
Die Betriebe beschäftigen insgesamt 15 Personen,
von denen zur Zeit 5 Personen eine schwere Behinderung haben
.
Im Weiteren stehen 9 Praktikumsplätze zur Verfügung, von denen momentan
5 Plätze von Menschen mit einer schweren Behinderung eingenommen werden.

Frau Kerstin Axt stellt zum Abschluss die "Virtuelle Werkstatt Saarbrücken" vor, ein Konzept zur Eingliederung von Menschen mit seelischer Erkrankung - durch ausgelagerte Arbeitsplätze - in den ersten Arbeitsmarkt.
Die Virtuelle Werkstatt des Trägers Saarland-Heilstätten GmbH vermittelt und unterstützt mit Hilfe von 4,5 Fachkräften 72 Arbeitnehmer an verschiedenste Betriebe, die jeweils an die Fähigkeiten, Wünsche und ggf. Ausbildungsbereiche der erkrankten Menschen angepasst werden. Durch ein vierwöchiges Praktikum können die Fähigkeiten innerhalb des Betriebes erprobt und bewertet werden. Die Voraussetzungen an die Arbeitnehmer sind die Fähigkeit, mindestens drei Stunden täglich erwerbsfähig sowie mobil zu sein, da keine Fahrdienstleistungen erbracht werden können. Im Weiteren ist eine starke Motivation der Menschen mit einer seelischen Einschränkung bzgl. einer Erwerbstätigkeit von Nöten, um diese an die einzelnen Betriebe vermitteln zu können.
Die Virtuelle Werkstatt akquiriert kontinuierlich neue Betriebe und unterstützt mitwirkende Betriebe z.B. durch temporäre Assistenzkräfte der einzelnen ArbeitnehmerInnen mit psychischen Einschränkungen.
Die Entlohnung wird von den jeweiligen Betrieben übernommen und beziehen sich auf das Leistungsvermögen und den Wert der abgeleisteten Arbeit, wobei in Einzelfällen Teile von der Trägerschaft übernommen werden.
Die "Virtuelle Werkstatt Saarbrücken" sieht sich selbst nicht als Alternative, sondern vielmehr als Ergänzung zur allgemeinen Werkstatt für behinderte Menschen.

Bilder vom Kongress:

   
Grußworte und Vorträge
   
Großes Interesse an den
   
Inklusionsprojekten der R'elan
   
Forum VI: Arbeit und Inklusion
B. Gourdial
Bundesagentur für Arbeit
 
Professor H. Schwalb
Hofgut Himmelreich
 
N. Klein-Alstedde
REHA-Verein / R'elan