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Chronik

 Emmendingen berichtet am 07. September 1983

Einstimmigkeit bei allen Parteien
"Nischen und Ecken" werden gesucht
"Ausbildungsförderverein" und "REHA-Verein" erhalten Gelder vom Landkreis

Emmendingen (rob). Einstimmigkeit herrschte quer durch alle Fraktionen, als am Montagnachmittag der Sozial- und Krankenhausausschuss des Kreistages über einen Finanzzuschuss entschied, der zur Bekämpfung des Mangels an Ausbildungsplätzen im Kreis eingesetzt werden soll: 30000 Mark erhält der "Ausbildungsförderverein Emmendingen", um damit als Träger "überbetrieblicher Maßnahmen" mehr Ausbildungsplätze für Jugendliche ohne Lehrstelle beschaffen zu können.

Landrat Dr. Volker Watzka lobte zu Beginn der Sitzung das ehrenamtliche Engagement des Vereins und seines Vorsitzenden Dieter Hirzel. Watzka verwies ferner darauf, dass es nötiger denn je sei, zusltzliche Kapazitlten, "Nischen und Ecken" auf dem Emmendinger Stellenmarkt zu finden, denn "laut Statistik kommen derzeit 8,5 junge Bewerber auf einen Ausbildungsplatz". Da die Konzeption des "Ausbildungsfördervereins" darauf abziele, verborgen gebliebene "Nischen" freizulegen, halte die Kreisverwaltung eine finanzielle Unterstützung für sinnvoll.
Der "typische Personenkreis" bei jugendlichen Stellenlosen in Emmendingen und Umgebung verfügt nach den Worten  Hirzels über Mittlere Reife oder Abitur. In seinem Kurzvortrag vor den Ausschussmitgliedern  betonte er besonders die schwierige Lage der weiblichen Ausbildungssuchenden: "Von den 300 Gemeldeten stellen sie nach Angaben der Arbeitsämter Emmendingen und Waldkirch etwa zwei Drittel." "Dies ist", so Hirzel weiter, "ein bedenkliches Indiz", denn im September würden offene Stellen weiter abnehmen.
Der "Ausbildungsförderverein" habe sich daraufhin bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) umgehört und erfahren, dass etwa für Bürokaufleute durchaus Bedarf bestände. Leider, so zitierte Hirzel einen Gesprächspartner von der Handwerkskammer, gebe es viele Betriebe, die "strukturell zu klein" seien, um selbst ausbilden zu können oder zu dürfen. Hier wolle der Verein ansetzen, geeignete Firmen herausfinden und die Kosten für überbetriebliche Maßnahmen mitzufinanzieren. Wenn beispielsweise die Buchhaltung eines solchen Betriebes von einem Steuerberater übernommen worden sei, wolle man sicherstellen, dass der auszubildende Bürokaufmann dieses Betriebes auch in "Buchhaltung" ausgebildet wird. Auch im sozialen Bereich und im Hauswirtschaftswesen seien qualifizierte Fachleute nach wie vor gesucht, ergänzte Hirzel.
Abschließend kam er auf die Finanzlage seines Vereins zu sprechen. 5000 Mark betrage im Moment der Kassenstand. Finanzielle Einkünfte erhalte man hauptsächlich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.
Ob die geplante Unterstützung zur Ausbildung zum Bürokaufmann denn eigentlich sinnvoll sei, wollten daraufhin Mitglieder der CDU-Fraktion wissen. Schließlich gebe es  bekanntlich auch Arbeitslose in diesem Berufszweig. Hirzel bejahte dies ausdrücklich. "Es steht fest, dass Arbeitslose, die über eine abgeschlossene Lehre verfügen, besser vom Arbeitsamt vermittelt werden können als gänzlich Unqualifizierte."
In kurzer Zeit war Einverständnis bei allen Beteiligten erreicht, dass eine Unterstützung des Ausbildungsfördervereins nicht bedeuten werde, das Vermittlungsmonopol der Arbeitsämter in Frage zu stellen. (Hirzel: "Jeder Jugendliche, der sich an uns wendet, muss beim Arbeitsamt gemeldet sein.") Das Landratsamt werde darüber hinaus ein Mitspracherecht beim Einsatz der bewilligten Gelder erhalten und im geplanten Beirat mit zwei Sitzen vertreten sein.
Ebenfalls Antrag auf finanzielle Förderung stellte der REHA-Verein, der sich der Betreuung psychisch Kranker widmet. Die Vertreter des 1979 gegründeten und mittlerweile 33 Mitglieder starken gemeinnützigen Vereins baten den Sozialausschuss um eine Investitionskosten-Beihilfe für ein "Ladenwerkstatt-Projekt" in der Hochburger Straße.
"Unter sozialer Psychiatrie verstehen wir die Motivation unserer Klienten, künftig unabhängig, selbständig und selbstverantwortlich zu werden", beschrieben die beiden Vereinssprecher ihr Anliegen. Die beantragte Förderung könne jedoch - machte Landrat Dr. Watzka deutlich - nur "einmalig" sein, um die "ehrenamtliche Tätigkeit der Vereinsmitglieder mit einer Geste zu würdigen."
Nachdem beschlossen worden war, das Haushaltsvolumen durch die Annahme dieses Antrags nicht zu erh?hen, erfolgte die Abstimmung. Bei einer einzigen Stimmenthaltung wurden dem REHA-Verein einmalig 5000 Mark genehmigt.

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