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Chronik

 Emmendingen berichtet am 30. Mai 1987

Tag der offenen Tür
REHA-Werkstatt stellt sich vor
Erstaunliche Vielfalt von Produkten - Neue Tagesstätte

Emmendingen (ja). Mit einem Tag der offenen Tür stellt sich die Reha-Werkstatt in der Karl-Friedrich-Straße in Emmendingen der Öffentlichkeit vor. Am Mittwoch, 3.Juni, wird man von 14 bis 18 Uhr viele Informationen über das Projekt bekommen können; zugleich kann man den Mitarbeitern bei der Arbeit zuschauen und sich von der erstaunlichen Vielfalt von Produkten überzeugen lassen, die hier hergestellt werden oder den letzten Schliff bekommen. Auch die neue Tagesstätte, die als Anlaufstelle für Menschen gedacht ist, die nicht arbeiten können, kann man sich an diesem Tag ansehen.

Etwa 15 regelmäßige Besucher kommen in die Tagesstätte; dort können sie versuchen, den Tag sinnvoll auszufüllen. Dabei helfen ihnen eine Beschäftigungstherapeutin und eine Praktikantin. Diese Betreuung wird auch am Wochenende geboten. Weil es in Emmendingen keinen sozialpsychiatrischen Dienst gibt, fahren die Betreuer der Reha-Werkstatt schon mal zu ihren Tagesgästen, wenn die ohne Grund ausbleiben. Mit dem derzeitigen Personalbestand (ein Sozialpädagoge, ein technischer Betriebsleiter und vier Zivildienstleistende) ist das nicht ganz leicht, aber: "Wir können uns doch nicht erst um die Leute kümmern, wenn eine neue Stelle geschaffen wird", sagt der Leiter der Reha-Werkstatt, Volker Dürre. In der Tagesstätte kann geflochten, gewebt, gewerkelt oder gelesen werden, die Menschen können sich aber auch "einfach so" dort aufhalten. Wer mag, kann sich sogar leichte industrielle Arbeit geben lassen.
Unten in der Werkstatt entspricht die Geräuschkulisse der, die man von Fertigungshallen gewohnt ist. Kein Wunder, denn hier arbeiten 45 bis 50 Leute. Da entstehen nicht nur die schönen Holzspielsachen, die man aus dem Reha-Laden kennt (und die man beim Tag der offenen Tür natürlich ebenfalls zu kaufen bekommt), sondern es werden die verschiedenartigsten Auftragsarbeiten für Firmen erledigt. Beispielsweise "Entgratungsarbeiten", das heißt, dass Kunststoffteile von Resten der Fertigung befreit werden. Wer ein neueres Auto einer gewissen Nobelmarke führt, hat wahrscheinlich in dessen Stoßstange Teile, die in der Reha-Werkstatt bearbeitet wurden. Ein weiterer Auftraggeber für die Werkstatt ist die Büromöbel-Industrie; Computertische nach Maß werden hier montiert. Noch mehr Konzentration fordert die Arbeit im Elektrobereich, wo Spulen für den Transformatorenbau bearbeitet werden. Für die Auftraggeber ist es wichtig zu wissen, dass die Reha-Werkstatt die Endkontrolle selber übernimmt; die Firmen können sich darauf verlassen, dass nichts ungeprüft aus dem Hause geht. So liefert die Reha-Werkstatt zum Teil direkt an die Kunden ihrer Auftraggeber. Sie verfügt sogar über einen eigenen Lkw. Manchmal erhält sie Sonderaufträge, "Zum Beispiel, wenn Kunden sich in der Schreinerei Möbel oder Paletten nach Maß anfertigen lassen. Auch das wird gern erledigt: Je abwechslungsreicher die Arbeit, desto besser. An solche "Sonderwünsche" gewöhnt sind die Frauen, die im Reha-Laden in der Hochburger Straße arbeiten, den man am Tage der offenen Tür natürlich auch besuchen sollte. Dort wird nämlich nach Auftrag gestrickt; fünf Frauen sind in dem Laden beschäftigt. Wie bei einem Betrieb dieser Größenordnung nicht anders zu erwarten, gibt es auch eine Verwaltung und eine Küche, in der täglich für die Belegschaft gekocht wird.
Die meisten haben einen ganz normalen Acht-Stunden-Tag. Wer nicht so lange arbeiten kann, bekommt eine Teilzeitbeschäftigung. Von Anfang an beschäftigte die Reha-Werkstatt nicht nur ehemalige Patienten des PLK, sondern "alle, die Probleme mit der Arbeit haben", wie Volker Dürre es formuliert. Das können langfristig Arbeitslose sein oder Menschen, die bei dem harten beruflichen Wettbewerb den Kürzeren ziehen würden; es können Rentner sein, denen im wohlverdienten Ruhestand der Sinn des Lebens fehlt. Sie alle finden hier einen geregelten Tagesablauf und das Gefühl, eine sinnvolle Arbeit zu leisten, gebraucht zu werden.
Die Fluktuation ist gering; dennoch gibt es nur etwa acht Dauerarbeitsplätze; die anderen laufen von der finanziellen Seite her als Nebenverdienst. Das würde man gern ändern, muss aber mit dem auskommen, was der Betrieb bringt. Von Stadt und Landkreis gibt es zusammen 7000 Mark Zuschuss pro Jahr; die Lohnkosten für die Betreuer trägt der Reha-Verein Freiburg.

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