A  A+  A++
REHA-Verein Freiburg  |  Berliner Allee 11a  |  79110 Freiburg  |  Telefon 0761/ 38 65-0  |  Telefax 0761/ 38 65-100

Chronik


berichtet am 1. August 1991
SEIT ZEHN JAHREN gibt es REHA-Verein, der sein Domizil in der Schwarzwaldstraße hat. Die Konzeption des Vereins trägt längst Früchte. -Siehe Bericht

Im Zeichen der Tiger-Ente
Der REHA-Verein: Zehn Jahre Engagement für psychisch Kranke

Die schwarz-orange gestreifte Ente auf Rädern ist ihr Wahrzeichen: Und dieses Tierchen hat sich schon mehrfach als äußerst kämpferisch erwiesen. Denn als dem 1981 gegründeten REHA-Verein vor Jahren der Straßenverkauf in der Innenstadt behördlich untersagt werden sollte, hat man sich erfolgreich zur Wehr gesetzt. Der Verein im Zeichen der Tiger-Ente widmet sich nämlich der Wiedereingliederung ehemals psychisch kranker Menschen, und tritt vital für deren Interessen ein.
Eine Stütze dieser Arbeit ist dabei eben der Stand in der Kaiser-Joseph-Straße, an dem Waren aus der Produktion verschiedener sozialer Einrichtungen feilgeboten werden. Die meisten der hölzernen Spielsachen wurden in Handarbeit von den Mitgliedern des REHA-Vereins in vereinseigenen Werkstätten angefertigt: Die "Hand-Werker" sind Menschen, die aufgrund ihrer seelischen Probleme in psychiatrische Anstalten untergebracht waren - und seitdem mit vielen sichtbaren und unsichtbaren Mauern leben müssen.
In den Werkstätten des REHA-Vereins haben sie die Möglichkeit gefunden, in einem geschätzten Rahmen gegen faire Bezahlung einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen. Die einstigen Patienten sind aber außer an der Produktion, auch am Verkauf der selbstgefertigten Waren beteiligt.
Anders als andere Rehabilitationseinrichtungen versteht sich der REHA-Verein - zu ihm gehören zwei Werkstätten, zwei Ladenwerkstätten, zwei therapeutische Tagesstätten sowie Wohngruppen - nicht als Zwischenlösung für psychisch Kranke auf dem Wege der Besserung. Der Verein will seinen Klienten längerfristige Perspektiven bei der Wiedergewinnung von Selbständigkeit bieten: So wird die REHA-Ladenwerkstatt in der Schwarzwaldstraße inzwischen von acht ehemaligen Patienten in Eigenverantwortung geführt. Lediglich eine hauptamtliche Mitarbeiterin ist hier noch an den gemeinschaftlich getroffenen Entscheidungen beteiligt: "Anderswo gehen die Patienten einer REHA-Einrichtung, wenn sie sich gerade wohlfühlen. Bei uns gehen dann die Betreuer", erklärt Geschäftsführer und Diplompsychologe Norbert Klein-Alstedde das Konzept.
Der Erfolg des seit fünf Jahren gut laufenden Ladens hatte bei den Mitarbeiter "spürbare therapeutische Auswirkungen", so Klein-Alstedde. Ein weiterer gewünschter Effekt ist die Integrationswirkung des Projekts: Im Umgang mit den Verkäufern erlebt die Kundschaft wie wenig von den negativ geprägten Vorstellungen über psychisch Kranke im direkten Kontakt mit den Betroffenen übrig bleibt. Die Mitarbeiter des REHA-Vereins hoffen, dass mancher Kunde nach dem erstmaligen Betreten eines der drei zum REHA-Verein gehörenden Läden ein offenes Ohr für die Probleme psychisch Kranker hat.
"Unser Ziel war es, Inseln zu schaffen, wo es anders läuft", sagt Norbert Klein-Alstedde nachdenklich zum zehnten Geburtstag des REHA-Vereins. Ist dies dem Verein gelungen? - "Im Großen und Ganzen schon", findet Klein-Alstedde. Als "Geburtstagsgeschenk" wünscht er sich ein wenig mehr Anerkennung und vor allem stärkere finanzielle Unterstützung des REHA-Vereins durch die Stadt. Der Verein will damit weitere Brücken zum Festland bauen und dafür sorgen, dass seine Mitglieder noch mehr festen Boden unter den Füßen bekommen.
Robert Bergmann

Zurück zur Chronik