A  A+  A++
REHA-Verein Freiburg  |  Berliner Allee 11a  |  79110 Freiburg  |  Telefon 0761/ 38 65-0  |  Telefax 0761/ 38 65-100

Aktuelles / Medien


vom Samstag, 15. Juni 2013

Geld befreit von Pflichten

Landesbehindertenbeauftragter Gerd Weimer kritisiert die Ausgleichabgabe als viel zu niedrig.

Der Mensch stand im Mittelpunkt, so auch das Schild im Hintergrund, beim Gedankenaustausch von Norbert
Klein-Alstedde (links), Geschäftsleiter des REHA-Vereins und dem Landes- behindertenbeauftragten Gerd Weimer
Foto: Markus Zimmermann

KREIS EMMENDINGEN. "Den Behindertenbeauftragten kommt bei der Umsetzung des Gleichstellungsgesetzes eine Schlüsselfunktion zu", erklärte Gerd Weimer am Freitag bei seiner Visite im Landkreis. Da es bei der Inklusion darum gehe, "raumnah Strukturen vor Ort zu stärken", spricht sich der Landesbehindertenbeauftragte für "professionelle Behindertenbeauftragte auf Kreisebenen aus". Weimer besuchte auf Einladung der SPD-Landtagsabgeordneten Sabine Wölfle die REHA-Werkstatt in Emmendingen und die Wabe in Waldkirch.

"Was ich hier in Emmendingen vorgefunden habe, könnte eine Vision für Viele sein", resümierte er das rund eineinhalbstündige Gespräch mit den Vertretern des
REHA-Vereins.


Gerade das Integrationsprojekt Relan überzeugte Weimer. Eine kleine Schreinerei, in der psychisch Kranke Erfahrungen für die Integration in den ersten Arbeitsmarkt sammeln. "Unser Problem ist dabei nicht, dass Handwerker uns als Konkurrenz erleben", erklärte Norbert Klein-Alstedde, Geschäftsleiter des REHA-Vereins. Auch die Leistungen von R'elan würden normal kalkuliert, würden sich nur durch den halbierten Mehrwertsteuersatz unterscheiden, was auf dem freien Markt keine Bedeutung habe.

Der REHA-Verein würde gerne expandieren

Vielmehr habe der REHA-Verein das Problem, ausreichend Betroffene zu finden, die bei R'elan arbeiten. "Wenn der Integrationsfachdienst neutral beraten und nicht andere Träger bevorzugen würde, könnten wir sogar expandieren", so Klein-Alstedde. Der Konkurrenz der Sozialverbände begegnet werden könne nur durch eine Kontrolle forderte er. Ulrike Kleinknecht-Strähle, Dezernatsleiterin für Soziales am Landratsamt, habe dies gut angegangen.

Inklusion im Arbeitsmarkt sei nach wie vor ein heißes Eisen, so Weimer. Obwohl die Wirtschaft boome, gehe der Aufschwung an den Behinderten vorbei. "Die Ausgleichsabgabe - 2100 Euro im Jahr - muss deutlich höher werden", ist Weimer der Meinung, dass sich Arbeitgeber noch viel zu billig um die Verpflichtung, Behinderte beschäftigen zu müssen, herumdrücken können. Darin sei er sich mit allen Behindertenbeauftragten der Länder einig. Klein-Alstedde und Wölfle forderten aber zugleich auch einen Paradigmenwechsel. Es müsse auch hinterfragt werden, ob sich die UN-Charta zur gleichberechtigten Teilhabe mit Sonderrechten, wie mehr Urlaub und beim Kündigungsschutz, vertrage.

Genauer hinzuschauen forderte Klein-Alstedde auch bei der Umsetzung des Heimgesetzes. Er wies auf die Problematik hin, dass die beabsichtigte Dezentralisierung unterlaufen werde. Mit der Schaffung großer psychiatrischer Pflegeheime werde die alte Psychiatrie der 1960er-Jahre nur auf höherem Level wieder eingeführt und den Bewohnern ein feudales Angebot gemacht, bei dem sie letztlich keine Motivation hätten, an ihrer Situation etwas zu ändern. Nachkorrigiert werden müsse auch bei der Forderung nach 25 Quadratmetern. "Solchen Wohnraum bekommen kleine Träger, die Wohnen in einem möglichst normalen Umfeld anbieten wollen, gerade im Umfeld von Freiburg nicht", sagte Klein-Alstedde.

Autor: Markus Zimmermann

Bilder vom Besuch: