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Aktuelles / Medien


vom Dienstag, 13. August 2013

Müllheim

Inklusion psychisch Kranker

Bei ihrer letzten und vierten Station der Sommertour warfen Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich (l.) und Gemeinderäte einen Blick hinter die Kulissen der REHA-Werkstatt.
Foto: Volker Münch

Es waren insgesamt vier Besuche, die die Müllheimer Rathauschefin gemeinsam mit Vertretern der Gemeinderatsfraktionen während der Sommertour absolvierte. Der Kontrast zwischen den Betrieben - der erste Besuch galt dem Kunststoff verarbeitenden Betrieb Rieger in Britzingen, der zweite Aufenthalt dem Obsthof Längin in Müllheim, die dritte Station führte zum Zunzinger Weingut Dr. Schneider - konnte nicht größer sein. Doch das scheint Programm zu sein: Man habe vier Betriebe und Institutionen ausgewählt, die ganz unterschiedliche Branchen repräsentieren, erklärte die Bürgermeisterin.

Müllheim (mps). Wie steht es um die Inklusion? Wie können psychisch kranke Menschen beruflich integriert werden? Das waren zwei von mehreren Fragen, auf die Mitarbeiter der REHA-Werkstatt interessante Antworten gaben. Der Besuch in der REHA-Werkstatt, die seit 2012 ein neues Gebäude im Gewerbegebiet Wangen bezogen hat, bildete den Abschluss der Sommertour von Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich und den Vertretern des Gemeinderates.

Politisch wird die Integration von psychisch Kranken und Menschen mit Behinderung schon lange gefordert. Erst mit der Festschreibung der Inklusion durch die Vereinten Nationen und die faktische Umsetzung kam Bewegung in die Sache.

Tatsächlich gibt es längst Einrichtungen, die die Idee von der Inklusion leben. Eine von ihnen ist die REHA-Werkstatt, die 1979 in Freiburg gegründet wurde. Das zentrale Konzept: Psychisch kranken Menschen in kleinen überschaubaren Gruppen sowohl eine Wohnmöglichkeit zu geben und sie darüber hinaus in die Arbeitswelt zu integrieren.

Einer der Initiatoren und heutige Vorsitzender der als Verein organisierten Einrichtung ist der Psychologe Norbert Klein-Alstedde. Das Konzept sei, so Klein-Alstedde, auf die Belange der betreuten Menschen ausgerichtet. Entsprechend werden die Personen als Mitarbeiter geführt und eingesetzt. Sie erhalten bei vielen Entscheidungen beispielsweise über Arbeitsgruppen oder Mitarbeitertreffen ein Mitspracherecht. "Das erhöht für die Menschen die Transparenz und fördert auch das Selbstwertgefühl", erklärt der Psychologe. Und es geht um eine Restrukturierung des täglichen Lebens der Einzelnen, das die Sinnhaftigkeit und auch die individuelle Belastung fördern soll.

Ganz bewusst habe man sich für kleine Wohneinrichtungen und Arbeitsgruppen entschieden. "Dagegen steht die Belegungspolitik des Landes, die psychisch Kranke gerne in großen Einrichtungen unterbringen", kritisierte Klein-Alstedde. Dort würden die Menschen eher hospitalisiert als individuell gefördert und in den Alltag der Außenwelt integriert.

Schnell lernten die als Mitarbeiter geführten Menschen, dass in den Werkstätten praktisch keine Unterschiede zwischen Kranken und Gesunden gemacht werden. Als ein Musterbeispiel bezeichnete der Psychologe die R'elan-Schreinerei in Emmendingen, wo gesunde und kranke Mitarbeiter gemeinsam an Projekten beispielsweise für den Europa-Park Rust arbeiten.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgen die vier REHA-Werkstätten in Freiburg, Emmendingen, Kirchzarten und Müllheim. "Hier gibt es nur Lohn für geleistete Arbeit", erklärt der Psychologe. Am neuen Standort der Müllheimer Werkstatt in der Haltinger Straße sind heute 29 Mitarbeiter beschäftigt, die Montagearbeiten für große Firmen wie Johnson Controls, Neoperl, Pearl und Hekatron ausführen.

Die Qualität der Arbeit muss anscheinend ausgezeichnet sein, nicht umsonst konnte der Einrichtungschef von vollen Auftragsbüchern berichten. Das Beschäftigungsangebot reicht vom Zuverdienst bis hin zum rentenversicherten Arbeitsverhältnis, das eine staatliche Grundsicherung überflüssig mache. Die Beschäftigung richtet sich nach dem persönlichen Profil des Einzelnen.

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