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Chronik

 berichtet am 18. Oktober 2004

Arbeit stabilisiert die Seele und fördert das Selbstbewusstsein
REHA-Verein bietet 120 Arbeitsplätze für psychisch Kranke in drei südbadischen Werkstätten / Ziel ist die Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

In der Reha-Werkstatt in Müllheim betreut Werkstattleiter Frank Schippers (links) 24 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Müllheim(umi). Auch Menschen, deren Seelenleben durcheinandergeraten ist, können arbeiten und wollen gebraucht werden. Sie benötigen aber ein Umfeld, das Rücksicht auf die verletzte Psyche nimmt. Dies ermöglicht der 1979 gegründete REHA-Verein zum Aufbau sozialer Psychiatrie, der am Freitag seinen 9. Werkstatt-Tag im Müllheimer Bürgerhaus veranstaltete. Der REHA-Verein bietet in Freiburg, sowie in den Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald Wohn- und Beschäftigungsmöglichkeiten für psychisch kranke und gefährdete Personen. Menschen, die durch Krisen vorübergehend oder chronisch seelisch labil sind oder nach langer Krankheit Arbeit suchen, können den Neu- oder Wiedereinstieg im beschützten Rahmen von drei Werkstätten versuchen. REHA hat 120 Arbeitslätze - 66 in Freiburg, 30 in Emmendingen und 24 in Müllheim bei Werkstattleiter Frank Schippers.
Die REHA-Werkstätten kooperieren mit Kunden aus Industrie, Handwerk und Dienstleistungsbranchen wie Großwäschereien, Verpackungs- und Elektrogewerbe, informierte Produktionsleiter Armin Baumgart. Entweder lieferten die Auftraggeber das Material zwecks Bearbeitung, oder die Werkstätten machen alles in Eigenproduktion, vom Rohstoff bis zum Enderzeugnis, wie Holzspielzeug oder Näharbeiten. Eine enge Zusammenarbeit und Integrationsprojekte gibt es in der Region mit den Firmen Grieshaber (Müllheim), Pearl (Buggingen), Winterhalter (Heitersheim) und In-akustik (Ballrechten-Dottingen).
Das Arbeits-Spektrum in den Werkstätten ist breit gefächert. Die Mitarbeiter bestimmen selbst, welche Arbeit sie machen wollen, haben auch Mitspracherecht in anderen Bereichen und Verantwortung. Sie werden von Sozialarbeitern und Handwerkern unterstützt, arbeiten 35 Wochenstunden und verdienen im Schnitt 145 Euro monatlich; je nach Leistung aber bis zu 700 Euro, erklärte REHA-Geschäftsführer Klein-Alstedde. Da alle Mitarbeiter über Grundversicherungen wie Rente oder Sozialhilfe abgesichert sind, gehe es vorrangig um eine sinnvolle Beschäftigung, bei der ein Zubrot verdienst werden kann, sagte Norbert Klein-Alstedde. Ziel sei aber, dass die Mitarbeiter mit mehr Leistung bessere Bezahlung erhalten und unabhängig von Sozial- oder Arbeitslosenhilfe werden.
Insgesamt werden 93 Prozent der Produktionserlöse als Lohn an die Mitarbeiter ausbezahlt. Ein neues Lohnsystem soll ab Januar 2005 noch leistungsorientierter sein und somit die Motivation und die Chancen für eine Stelle am öffentlichen Arbeitsmarkt fördern.
Wer sich in den REHA-Werkstätten bewährt, hat die Möglichkeit in das Integrationsprojekt "R'elan", einem Tochterunternehmen von REHA, übernommen zu werden. Die R'elan GmbH ist direkter Mittler von der REHA-Werkstatt zur Beschäftigung auf dem 1. Arbeitsmarkt. Hier gibt es auch Ausbildungsberufe, informierte Schreinermeister Gerhard Glier, technischer Betriebsleiter von R'elan in Endingen.
REHA-Werkstätten stehen in realen Wettbewerb, müssen günstiger anbieten als andere, dürfen sich aber nicht unter Wert verkaufen. Lukrative Aufträge wandern heute oft in den Osten ab, was übrig bleibe, seien Kleinaufträge, die schnell erledigt werden müssen, so Armin Baumgart. Genau dies sei aber die Auftragsnische für den REHA-Verein.
Foto: Sigrid Umiger