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Chronik

 berichtet im April 1981

Aus dem Unbehagen wuchs konkrete Hilfe
Der REHA-Verein eröffnet in Freiburg eine Laden-Werkstatt
als Ort möglicher Begegnung

Aus dem Unbehagen heraus, dass in der Betreuung seelisch kranker Menschen nicht alles so ist, wie es sein könnte, taten sich vor zwei Jahren Mitarbeiter des „Hauses Vogelsang" (ein Heim für psychisch Kranke) zusammen und gründeten einen - inzwischen gemeinnützigen - Verein zum Aufbau sozialer Psychiatrie. Sie nannten ihn „REHA" und deuteten damit zugleich ihre Absicht an: Rehabilitation (Wiedereingliederung) von Menschen, die mit sich selbst in bestimmten Situationen oder dauernd Schwierigkeiten haben, und zwar ausgerichtet an der Idee einer gemeindenahen Psychiatrie.

Erste Schritte in diese Richtung waren drei Wohngruppen in Freiburg und Umkirch. In ihnen werden heute 15 Menschen begleitet, die des Aufenthaltes in einer psychiatrischen Klinik nicht mehr oder noch nicht bedürfen. Diese Wohngemeinschaften haben das Ziel, die einen (die längere Zeit in einer Klinik leben mussten) wieder ans „normale" Leben heranzuführen und die anderen vor einer Einweisung in die Psychiatrie zu bewahren. In diesem Bemühen werden die vier (ehrenamtlichen) Diplompsychologen und Sozialpädagogen unterstützt von den mittlerweile 30 Mitgliedern des Vereins (darunter viele Ärzte) und einem Fachbeirat, dem unter anderen Rudolf Degkwitz von der Freiburger Uni-Nervenklinik und der Leiter des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Emmendingen, Krzepinski, angehören.
Am morgigen Samstag nun stellt der REHA-Verein seine Arbeit auf eine noch breitere Grundlage. In der Schwarzwaldstraße 81 wird er eine Laden-Werkstatt eröffnen. Nicht um des schnöden Mammons willen werden hier Holzspielzeug, Töpferwaren, Webartikel und anderes feilgeboten (übrigens alle Produkte, die aus sozialen Einrichtungen wie Behindertenwerkstätten oder Patientenclubs kommen).
Vielmehr soll diese REHA-Laden-Werkstatt vor allem eine Möglichkeit sein, Kontakte zur Bevölkerung zu knüpfen, in Gesprächen Vorurteile abzubauen, über Probleme der Wiedereingliederung zu informieren, aber auch Nachbarschaftshilfe anzubieten.

In ihrem jüngsten Kind sehen die Mitarbeiter nämlich mehr als einen bloßen Kauf-Laden. So schafft die Laden-Werkstatt zum Beispiel ganz konkret acht Arbeitsplätze (Ein- und Verkauf, Verwaltung und Herstellung von Waren) für psychisch kranke Menschen, die sich hier auf den Sprung ins Berufsleben vorbereiten können. Darüber hinaus bieten die Räume in der Schwarzwaldstraße Platz für psychotherapeutische Gruppen- und Beratungsgespräche, für Entspannungs- und Selbstsicherheitstraining, für Gesprächskreise mit Angehörigen psychisch Kranker. Mithin soll die neue REHA-Laden-Werkstatt (samt einer geplanten Teestube) vor allem ein Ort der Begegnung werden - ein Ort, an dem der einzelne Mensch mehr sein kann als ein Wirtschaftsfaktor namens Arbeiter.
gmk

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