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Chronik

 berichtet am 5. Dezember 1987

Endlich hat der Stand einen festen Platz
Die Stadt erlaubt Verkaufs- und Informationsstände sozialer Initiativen
 

EIN FESTER STAND-ORT vor der Sparkasse

Jahrelang waren sie umstritten, bis vor Gericht ging der Kampf um sie, sogar verboten wurden sie: Verkaufs- und Informationsstände sozialer Initiativen in Freiburg. Doch jetzt, zur Vorweihnachtszeit, überraschte das Amt für öffentliche Ordnung die Freiburger Arbeitsgemeinschaft "Miteinander leben" (FAG) mit einem Brief. In ihm wird dem Arbeitskreis "Verkaufsstände für soziale Initiativen" der FAG die Erlaubnis erteilt, an der Ecke Franziskaner-/Kaiser-Joseph-Straße einen Verkaufs- und Informationsstand aufzustellen.
Einen solchen Stand hatte die FAG schon im Februar dieses Jahres beantragt und erklärt: "An diesem Stand sollen selbst hergestellte Waren sozialschwacher Gruppen, vor allem Behinderter, angeboten werden, mit dem Ziel, die Selbsthilfekraft dieser Gruppen zu stärken und Arbeitsplätze für  Leistungsschwache zu schaffen". Nun ist dieser Stand zunächst einmal für ein Jahr genehmigt. Und Norbert Klein-Alstedde vom "REHA-Verein zum Aufbau sozialer Psychiatrie" freut sich: "Wenn sie zusammenhalten, können soziale Gruppen also durchaus etwas erreichen."
Dieses Zusammenhalten soll auch das Erscheinungsbild des Standes prägen. So werden hier Produkte verschiedenster Einrichtungen angeboten; und alle FAG-Mitglieder werden die Möglichkeit nutzen, an diesem Stand über sich zu informieren, vom Rand der Gesellschaft wieder mehr ins Zentrum der Stadt zu rücken, den Kontakt zur Bevölkerung herzustellen und zu vertiefen. Nebenbei geht's den gemeinnützigen Organisationen aber natürlich auch ums Geld. Denn selbst der schönste Arbeitsplatz etwa für behinderte Menschen ist bald nicht mehr zu halten, wenn die erarbeiteten Produkte nicht abgesetzt werden.
So beschäftigt zum Beispiel der "REHA-Verein" in Freiburg nicht nur zehn Mitarbeiter, die monatlich 40 und 50 seelisch Kranke betreuen, sondern hat auch 15 Arbeitsplätze für psychisch kranke Menschen geschaffen. Und hätte sich der Verein nicht eine Schuldenlast in Höhe von 150 000 Mark aufgebürdet, nachdem ihm vor genau zwei Jahren (ebenfalls just zur Vorweihnachtszeit) das Amt für öffentliche Ordnung ein Stand-Verbot auferlegt hatte, hätten einige dieser Plätze als Alternative zu einem Kredit wieder abgeschafft werden müssen. Der Verkaufserlös an jenem Stand vor der Sparkasse soll deshalb vorrangig dazu verwendet werden, Arbeitsplätze für leistungsschwächere Menschen zu erhalten und neu zu schaffen.
Und die, die an diesem Stand Dienst tun, hoffen, dass sie eines Tages vielleicht nicht mehr jeden Morgen eineinhalb bis zwei Stunden lang aufbauen müssen. Reiner Hagemann vom Arbeitskreis "Verkaufsstände für soziale Initiativen" jedenfalls ist zuversichtlich, dass der FAG irgendwann einmal ein fester Stand erlaubt sein wird. Dann wären in Freiburg geradezu mittelalterliche Zustände wiederhergestellt. Damals nämlich hatte das "Heiliggeiststift" (eine Initiative Freiburger Bürger) auf der heutigen Kaiser-Joseph-Straße gerade gegenüber dem jetzigen Stand-Ort "Stände" eingerichtet, um auf Arme und Kranke aufmerksam zu machen...
gmk
Bild: Wurzer

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